(Noch-50-tage, Noch-100-tage, Noch-125-tage)
Aufregend! Was tat Ruth Harkness, wenn sie nervös war, warten musste oder auch einfach nur so? Einen Drink nehmen. Das harte Zeug liebte sie etwas zu sehr. Sie war eine Zeitgenossin von Ernest Hemingway, und obwohl sie den Autor nicht gemocht haben dürfte, weil sie Stierkämpfe und das Jagen verabscheute, probierte sie vermutlich seine Erfindung, den Cocktail “Tod am Nachmittag”. Zutaten: Absinth und Champagner.

Stellen wir uns vor, Ruth saß in einer mondänen Bar in Shanghai und nippte am zweiten oder dritten Glas davon. Die Hitze des Tages verschwand allmählich und Ruth spürte, wie die Welt sich drehte. Oder drehte sich etwas in ihrem Kopf? Egal, Ruth hatte fernöstliche Philosophie für sich entdeckt, und der Buddhismus sagt, alles ist eins. Jedenfalls könnte Ruth in diesem Moment eine Ahnung gehabt haben. Manchmal ging sie zu Wahrsagerinnen, aber sie glaubte, auch selbst übersinnliche Kräfte zu besitzen und der Absinth verstärkte diese. Ruth sah zwei chinesische Brüder, aufgewachsen in Amerika, mit der Aura von Filmstars. Der ältere war verheiratet, der jüngere würde sie in die Berge führen und dort … Doch Moment, da war noch ein Mann, Engländer, Fotograf, ein ernsthafter, stiller Typ, der im Hintergrund blieb und das Abenteuer mit seiner neuen Kompaktkamera begleitete. Manchmal nervte er, denn er sah überall Risiken und wies Ruth auf die Fehler in ihrer Planung hin. Trotzdem hatte Ruth ihn dabeihaben wollen, er war das dringend benötigte Gegengewicht zu ihrem Überschwang. Yin und Yang, ihr versteht? Ruth und er könnten sich also ergänzen, es könnte aber auch krachen. Oder funken. Und dann war da noch ein Panda.
Oh, da kam der Kellner mit einem neuen Glas. Cheers, Misses Harkness!
Ab 25. Juni: “Die Spur der Bambusbären” (vorbestellen)